Mittwoch, 22. Juli 2015

Türkei: Im Reich der Katzen und Ruinen

Bevölkern die antike Stadt: Katze in Ephesos (Foto: © Maike Grunwald)
Pauschalurlaub? Eine Bus-Rundreise zum Schnäppchenpreis? Mit einer großen Reisegruppe durch die touristischsten Orte der Türkei? Nie hätte ich gedacht, dass ich sowas jemals tun würde. Vor allem nicht mit meinem Mann, dem Reisen an sich ohnehin ein Graus ist. Und doch sitzen wir hier, im Reisebus. Auf der Suche nach antiken Städten, in denen Katzen und biblische Legenden leben.


Von einer antiken Stadt zur nächsten


"Wenn wir noch eine Stunde länger in diesem Bus verbringen, bekomme ich einen Nervenzusammenbruch", sagt mein Mann. Ich schweige. Es war meine Idee gewesen.  

Eine durchgeplante Reisebus-Rundreise von einer antiken Stadt zur nächsten - für viele ist das ganz normaler Urlaub. Die bequemste und, außerhalb der Saison, mit Abstand die günstigste Art, legendäre antike Städte kennen zu lernen. Bei den Hotel-Stops an der türkischen Ägäis am Strand zu entspannen. Mitte November baden zu gehen, wenn es in Deutschland ekelhaft kalt ist.  

Das Paar, das vor uns sitzt, macht genau dieselbe Reise jetzt schon zum vierten Mal. Sie genießen es, sich herumführen zu lassen, sich wenigstens im Urlaub um nichts kümmern zu müssen. 

Tetrapylon-Tor in Aphrodisias (Foto: © Maike Grunwald)


Abenteuer Pauschalurlaub



Aber ich, die schon als Kind bei selbst geplanten Reisen die Pyrenäen durchwandert und dann als Reisereporterin ganz unterschiedliche Touren unternommen hat, war noch nie Pauschaltourist. Urlaub, wie ihn viele machen: Das wollte ich auch mal kennen lernen. Für einen unglaublichen Schnäppchenpreis* die weltberühmten Städte der Antike zu erkunden, biblische Luft zu atmen - als ich das Angebot in einer Anzeige entdeckte, konnte ich nicht widerstehen. Zack, hatte ich gebucht. Das geht schnell im Internet.

Nun sitzen wir hier, im Reisebus. Dass ich hier besser aufgehoben bin als mein Mann, hat sich früh abgezeichnet. Mir macht es nichts aus, mich von den sachkundigen Monologen des Reiseführers berieseln zu lassen, ein türkischer Mann mittleren Alters, der lange Zeit in Deutschland gelebt und neben einer Menge Wissen auch eine Menge - zum Teil kuriose - Lebensweisheiten parat hat.

Schild in der Region Antayla: So langsam und absurd kam meinem Mann das Gefahre im Bus oft vor (Foto: © Maike Grunwald)


Spektakuläre Landschaften & Baden im November


Die wilde, karge Landschaft des Tausrusgebirges zieht am Busfenster vorüber. Hier leben noch Wölfe und Bären. Gleich am ersten Tag nach unser Ankunft am Flughafen von Antalya haben wir die antike Stadt Phaselis besichtigt, die direkt am Meer liegt. Ein magischer Ort, an dem uns die Geschichte umschließt und berührt wie ein lebendiges Wesen. Außerhalb der Saison sind wir fast die einzigen Touristen, die durch die Ruinen wandeln. Auch der schöne Strand war fast leer. Trotz des engen Programms war Zeit für ein kurzes Bad im Meer, für mich warm genug selbst im November - herrlich!

Blick aufs Meer von den Ruinen der Stadt Phaselis (Foto: © Maike Grunwald)


Aphrodisias - in der Stadt der Aphrodite


Rund sechs Stunden dauert die Busfahrt durch die Gebirgslandschaft von Phaselis nach Ephesos, einem Highlight unserer Tour. Unterwegs besuchten wir ein weiteres Juwel der Antike: Aphrodisias

Wir setzen uns von der Gruppe ab und erkunden die Stadt der Liebesgöttin Aphrodite auf eigene Faust: das Tetrapylon, die Bäder des Hadrian, die Agora, das Odeon, das Theater, das Sebasteio, die Ruinen des "neueren" Aphrodite-Tempel aus dem 1. Jh. v. Chr. (es gab zuvor noch einen älteren), der im  5. Jahrhundert in eine Kirche umgewandelt wurde ... Es ist die unglaubliche Fülle an gut erhaltenen Ruinen, die Aphrodisias zu einer der bedeutendsten griechisch-römischen Stätten des östlichen Mittelmeerraums macht. 

Auf dem Plateau sitzen und über die riesige antike Stadt zu blicken - das ist eine der Sachen, die man wirklich einmal im Leben gemacht haben muss. 

Aphrodisias: Solche Anblicke sind eine Busreise wert (Foto: © Maike Grunwald)
 

Ephesos - Siebenschläfer und Touristen


Auch Ephesos an der türkischen Westküste ist so ein Ort, in denen einen die Geschichte unserer Kultur direkt ins Gesicht atmet. Die antike Stadt, die im Altertum, bevor sich die Küstenlinie verschob, direkt an der Ägäis lag, war eine der bedeutensten Orte der Antike, Heimat des Tempels der Artemis, eines der Sieben Weltwunder. 

Heute ist Ephesos, 2015 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt, die bekannteste und am meisten besuchte antike Stadt der Türkei. Kultur-Reisegruppen aus Deutschland, Bibeltouristen aus den USA und der ganzen Welt - sie alle wollen die sagenumwobenen Stadt sehen. Entsprechend voll ist es sogar außerhalb der Saison. Wir sind froh, dass wir im November hergekommen sind, auch wegen der für unser Empfinden sogar dann sommerlichen Temperaturen.

Ephesos ist unter anderem Schauplatz der Legende der "Sieben Schäfer von Ephesos", sieben junge Christen, die sich aus Furcht vor Glaubensverfolgung in einer Höhle versteckten und dort fast 200 Jahre lang von Gott behütet verschliefen. Nach ihnen ist auch der "Siebenschläfertag" unserer alten Bauernregeln benannt, der angeblich das Wetter vorhersagt, und möglicherweise auch das flauschige Nagetier.

Im Land der Streunerkatzen


Nicht minder flauschige Tiere schlafen und spielen heute in den Ruinen der antiken Stadt: Katzen - unzählige von ihnen bevölkern Ephesos. Es gibt sie nicht nur hier: Schon vom ersten Tag an haben sie uns begleitet, die wild lebenden Katzen der Türkei, auch am Strand, selbst in den Hotels. 

Eine der ca. siebenhundert Katzen von Ephesos (Foto: © Maike Grunwald)


So viele Streunerkatzen zu sehen macht mich immer auch ein wenig traurig, gerade weil ich Katzen liebe. Immerhin wirken die Wildfänge hier gut genährt und sind so zutraulich, dass man davon ausgehen kann, dass sie gut behandelt werden. Viele Hotels dulden es, dass sie von Touristen mehr oder weniger heimlich gefüttert werden und dass private Katzenschützer unaufdringlich um Spenden für die Tiere werben. 

Reisebus-Kater, Wasserfälle & Orangen


Es ist auf der langen Fahrt zurück von Ephesos Richtung Antalya, dass mein Mann befürchtet, durchzudrehen. Das Paar in der Reihe vor uns lauscht zufrieden den Geschichten unseres Reiseleiters und blickt durchs Fenster auf die Landschaft des Taurusgebirges, wie ich auch. Bus-Rundreisen sind nicht für jeden Typ geeignet, lernen wir.

Am nächsten Tag, bei einer Schiffsfahrt auf dem Fluss Manavgat durch idyllische Landschaft mit Badestopp am Strand der Flussmündung ins Meer, erholt sich mein armer Gatte etwas von seinem Reisebus-Kater. Auch die berühmten Manavgat-Wasserfälle gefallen ihm sehr, obwohl sie sehr touristisch sind - wieder freuen wir uns, dass wir außerhalb der Saison gekommen sind.

Extrem touristisch, trotzdem schön: Die Manavgat-Wasserfälle  (Foto: © Maike Grunwald)


Sein absolutes Highlight war aber etwas ganz Simples: Reife Orangen an Bäumen wachsen zu sehen und zu pflücken (natürlich hat er vorher höflich gefragt, er ist Engländer). 

Reife Orange vom Baum zu pflücken - auch das ist etwas, was man einmal im Leben getan haben sollte. Da sind wir uns wieder einig.

*Der Reiseveranstalter, bei dem wir die hier beschriebene Rundreise gebucht haben, existiert meines Wissens nicht mehr und wird daher nicht genannt.





Anzeige /Hinweis: Dies ist ein gesponsorter Blog-Beitrag. Für das Verlinken der folgenden "Urlaubstipps Türkei" auf den Seiten von Thomas Cook, meine darin enthaltenen Tipps und für das Schreiben dieses Blog-Beitrags habe ich von Thomas Cook ein Autoren-Honorar erhalten. 

Bei der Gestaltung dieses Blog-Beitrags hatte ich inhaltliche und formale Freiheit. Meine Tipps und dieser Beitrag auf meinem Reiseblog sind Ausdruck meiner eigenen Meinung.

Blick über die Flusslandschaft von Antalya aufs Gebirge (Foto: © Maike Grunwald)