Mittwoch, 5. Dezember 2012

Namibia, Teil 1: Reise in die Wildnis

Wunderschön - und leider gefährdet: Hartmann-Bergzebras (Foto: © Maike Grunwald)
(Reise, Namibia, Maike Grunwald) "Wenn Ihr Guide ein Nashorn erspäht, steigen Sie aus und verfolgen es zu Fuß" +++ "Campen in der Wildnis von Namibia" zwischen "frei lebenden Elefanten, Hyänen, Löwen, Leoparden" +++ "Kein Handyempfang in der Wüste!" - als ich dies in der Reisebeschreibung las, war mir klar: Da muss ich hin.

Landschaft beim Desert Rhino Camp in der Kunene-Region, Namibia (Foto: © Maike Grunwald)
"Vergiss nicht, mir die Nummer von der Deutschen Botschaft in Namibia zu geben", sagte mein Mann noch zu mir. Er sorgt sich immer, wenn ich nach Afrika fahre. Daher behielt ich den Gedanken für mich, dass mich die Botschaft wohl kaum finden würde in der Wildnis des Damaralands, irgendwo im Nirgendwo zwischen dem Etosha-Naturschutzgebiet und dem Skeleton-Coast-Nationalpark, etwa 600 Kilometer nördlich der Hauptstadt Windhoek.


Größere Kartenansicht
Auf Google Maps ist die Gegend ein weißer Fleck zwischen den grünen Flecken im Kartenausschnitt oben. "A" bezeichnet die kleine Ortschaft Sesfontein, die ungefähr die nordöstliche Ecke des Palmwag-Konzessionsgebietes markiert. Nach Westen zieht sich das Gebiet bis an die Grenze des Skelettküstenparks. Es ist nicht umzäunt, die Tiere leben völlig frei - wer wahre Wildnis erleben will, ist hier richtig.

Unser Flugzeuglein ist heil gelandet (Foto: © Maike Grunwald)

Nach rund 10 Stunden Nachtflug von Frankfurt nach Windhoek geht es frühmorgens direkt weiter in die Wüste - in einem einmotorigen Mini-Flieger, einer Cessna 210, praktisch dem namibischen VW-Golf. Vier Sitzplätze hinten, zwei vorne für den Piloten und (rein theoretisch) einen Co-Piloten.



Carlos von "Wilderness Air" schärft uns ein, bei einem Absturz im Flügzeug zu bleiben, "um nicht von Löwen gefressen zu werden". Scherzkeks. Dann hebt er ab und wir schaukeln zwei Stunden lang dicht über die atemberaubende Wüstenlandschaft gen Norden, vorbei am Brandberg, dem höchsten Berg Namibias. Keiner von uns vier Reisenden kotzt.

Ready to roam (Foto: © Maike Grunwald)
Fröhlich krabbeln wir am Landeplatz bei der Palmwag-Lodge aus dem Flieger. Trotz der 35 Grad ist uns nicht heiß, denn das 450.000 Hektar große Palmwag-Konzessionsgebiet verfügt in weiten Teilen über eine natürliche Klimaanlage: Von der Skelettküste, die oft nur 50 bis 70 km entfernt ist, weht ein stetiger kühlender Wind. 

Oryx-Antilopen können ein Jahr ohne Trinken auskommen, die Flüssigkeit aus Pflanzen reicht (Foto: © Maike Grunwald)
Das finden bestimmt auch die wilden Tiere toll, von denen wir auf der halbstündigen Fahrt zum Desert Rhino Camp bereits einigen begegnen. Das Palmwag-Konzessionsgebiet gilt übrigens als eines der besten Gebiete, um das leider sehr seltene Hartmann-Bergzebra in freier Wildbahn zu sehen, das ausschließlich in Namibia vorkommt.

Bergzebras haben im Unterschied zu Steppenzebras keine Streifen auf dem Bauch  (Foto: © Maike Grunwald)
Selbst exotische Vögel fühlen sich wohl in dieser trockenen, lebensfeindlichen Landschaft. Ich erspähe eine Benguela-Langschnabellerche (Certhilauda benguelensis), lustige Senegaltrappen (White-bellied Bustard),  Kap-Sperlinge, den leuchtend gelben Bokmakiri und eine Gruppe Helm-Perlhühner, die wegen ihres leckeren Geschmacks von den Einheimischen angeblich "Mjam mjam" genannt werden.

Diese Trappen werden wegen ihres Gequäkes "Wüstenfrösche" genannt (Foto: © Maike Grunwald)

Im Desert Rhino Camp werden wir von freundlich lächelnden Frauen mit hausgemachter Limonade begrüßt. Es ist unsere Unterkunft für diese Nacht, morgen geht es dann zum Campen in die Wüste.

Nette Begrüßung: Rhino-Karte auf dem Bett (Foto: © Maike Grunwald)

Acht große, im Kolonialstil eingerichtete Zelte mit eingebautem Bad inklusive Dusche und Toilette bieten mehr Luxus, als man hier vermuten würde. Jedes Zelt fungiert als Doppelzimmer. Über dem Bett hängt ein Moskitonetz, für die kalten Wüstennächte liegen Extra-Decken bereit. Im Regal am Kopfende steht ein Drucklufthorn griffbereit - für den Fall des Falles.

Mein Bett im Luxus-Zelt (Foto: © Maike Grunwald)

Denn dass wir trotz allem Komforts mitten in Afrikas Wildnis zelten, stellt Camp-Mitarbeiterin Helen bei der Begrüßung noch einmal ganz klar: "Hier gibt es frei lebende Löwen, Hyänen und Elefanten. Das Camp ist nicht eingezäunt. Bitte verlassen Sie nachts keinesfalls Ihr Zelt. Sollten Sie ungewöhnliche Geräusche hören, bitte unbedingt im Zelt bleiben und die Nothupe betätigen. Schalten Sie das Licht ein, damit wir sehen, um welches Zelt es sich handelt, und wir kommen sofort." Hurra, Abenteuer!

Drinnen fließend Wasser und Elektrizität, draußen vor der Zeltplane die Wildnis (Foto: © Maike Grunwald)
Das Desert Rhino Camp arbeitet eng mit der Nashorn-Schutzorganisation "Save The Rhino Trust" zusammen. Dem Einsatz dieser NGO ist es mit zu verdanken, dass sich der Bestand der gefährdeten Spitzmaulnashörnern in den letzten drei Jahrzehnten vervierfacht hat. Hier ein Video, das die Tracker bei ihrer Arbeit zeigt: Auf Eseln reiten sie durch die unwegsame Wüstengegend, um Nashörner statistisch zu erfassen und zu schützen. 

 
Heute nachmittag sollen wir einen der Tracker bei seiner Arbeit begleiten. Mit etwas Glück erspähen wir ein Nashorn und verfolgen es dann zu Fuß. Mehr dazu im nächsten Teil!


Links:
Spitzmaulnashorn-Schutz: Die NGO "Save The Rhino Trust" freut sich immer über Spenden.  
Reisen in die Wildnis der Palmwag-Konzession: Der deutsche Reiseveranstalter Elefant Tours bietet maßgeschneiderte Safari-Touren an.

Namibia: Mehr Infos auf den offiziellen Seiten des Namibia Tourism Board

Die Reise wurde unterstützt von Namibia Tourism Board, Elefant Tours und Air Namibia.