(Reise, Paris, Maike Grunwald):
"Kann ich Ihnen helfen? Suchen Sie Jim Morrison?", fragt mich der
ältere französische Herr mit Schnurrbart, Gehstock und Anzug. Er
sieht aus wie aus einem Bilderbuch. Die ganze Umgebung ist etwas
unwirklich hier auf dem Friedhof Père-Lachaise in Paris.
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Friedhof Père Lachaise (Foto © Maike Grunwald) |
Ein
steinernes Meer von Grabmalen, Gruften und Kapellen drängt sich den
Hang hinauf, moosüberwachsen, verziert mit tragisch anmutenden Engeln aus Marmor. Der Cimetiere du Père Lachase ist ein verwunschener Ort, trotz der Trüppchen von Paris-Touristen,
die durch die Steinschluchten traben. Genau wie ich halten sie Karten
in der Hand, auf denen die letzten Ruhestätten berühmter Menschen
eingezeichnet sind; man bekommt sie gratis am Friedhofseingang.
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Friedhof Père Lachaise (Foto © Maike Grunwald) |
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Friedhofskatze, Cimetiere Père Lachaise (Foto © Maike Grunwald) |
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Friedhof Père Lachaise (Foto © Maike Grunwald) |
Colette: Tingeltangel-Tänzerin mit Staatsbegräbnis
"Nein, ich suche Colette",
sage ich in gebrochenem Französisch zu dem alten Mann, er zeigt hinter mich und antwortet:
"Dort ist es." - ich stehe praktisch schon davor. Frische Blumen
schmücken das Grab der erfolgreichen Schriftstellerin und Katzenfreundin.
Colettes
Bücher habe ich schon gelesen, als ich noch viel zu jung dafür war.
"Unkonventionell" beschreibt ihr Leben wohl am besten. Geboren 1873,
Schriftstellerin, Tingeltangel-Tänzerin, Journalistin, Ehefrau,
Geschiedene, Liebhaberin von Frauen und deutlich jüngeren Männern, immer
begleitet von Skandälchen und Skandalen. 1907 verursachten sie und ihre
Bühnenpartnerin mit einem Frauenkuss einen Tumult im "Moulin Rouge". Die Polizei musste gerufen werden.
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Colette in Rêve d'Égypte (1907; Foto von Léopold-Émile Reutlinger) via Wikimedia Commons |
Im Zweiten Weltkrieg rettete
Colette ihren dritten Ehemann vor den antisemitischen Aktionen der
deutschen Besatzer und der Vichy-Regierung. Bis zu ihrem Tod mit über 80
Jahren feierte sie Erfolge als Schriftstellerin und war die erste Frau
in Frankreich, die ein Staatsbegräbnis erhielt.
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Friedhof Père Lachaise (Foto © Maike Grunwald) |
Berühmte Personen auf dem Père Lachaise in Paris
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Immer voller Blumen: Grab Frédéric Chopins mit der Muse Euterpe (Foto © Maike Grunwald)
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Grab von Oscar Wilde mit Spinx & gläsernem Schutz (Foto © Maike Grunwald) |
Das
Grab von Jim Morrisson zu suchen, lasse ich
diesmal ausfallen, weil ich noch mehr von Paris sehen will als Gräber -
nämlich möglichst viele von den tollen Sehenswürdigkeiten, die nicht
umsonst so berühmt sind. Ines, eine sehr nette und kundige
Wahl-Pariserin aus Deutschland, die ich beim Spielen im Internet kennen
gelernt habe, lädt mich ein auf einen Spaziergang durch Paris auf den Spuren von Colette.
Im nächsten Post seht Ihr, warum ich mich dabei verliebt habe - in die schöne Stadt der Liebe ...
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(Foto © Maike Grunwald) |
Reisefieber bekommen? Nützliche Tipps gibt es hier: "Touristen in Paris" ist der Blog von Denise, einer deutschen Wahl-Pariserin.