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Montag, 16. März 2020

Bilderreise: Burgen & Legenden in Südwales, Teil 1

Carreg Cennen Castle (Foto: © Maike Grunwald)
#Zuhausebleiben - in Corona-Zeiten ist das der einzige Urlaubstrend. Aber sich wegträumen geht immer. Zum Beispiel nach Wales. Dafür habe ich Euch aus aktuellen Anlass diesen zeitlosen Artikel aus meinem Blog-Archiv geholt - eine Fotoreise in ein sagenumwobenes Land.



Dinefwr Castle (Foto: © Maike Grunwald)

(Fotoreise, Wales, Maike Grunwald): Wenn ich mit meinem Mann nach Wales fahre, erleben wir zwei verschiedene Länder. Er sieht die Gegend, in der er aufgewachsen ist: regnerisch, ländlich, wenig zu tun. Ich aber sehe das Reich von King Arthur, Merlin und walisischen Kriegerprinzessinnen, eine verzauberte Landschaft, reich gesprenkelt mit weidenden Schafen und spektakulären Burgen.

Dank seiner kriegerischen Geschichte gehört die Grafschaft Carmarthenshire in Südwales zu den burgenreichsten Regionen der Welt. Eine meiner Lieblingsruinen ist Dinefwr Castle. Im 12. Jahrhundert war es Sitz der einflussreichen walisischen Prinzen des Königreichs Deheubarth. 


Romantische Ruine über uralten Bäumen


Heute ist von der einstigen Festung des Herrschers Rhys ap Gruffydd nicht mehr viel übrig. Trotzdem fühle ich mich jedes Mal in eine andere Welt versetzt, wenn wir durch den dichten Burgwald Castle Woods mit seinen 300 Jahre alten Baumriesen zur Burgruine wandern, vorbei an einem alten Friedhof mit normannischer Kirche und keltischen Kreuzen mit walisischen Namen. 

Normannische Kirche auf dem Weg nach Dinefwr Castle (Foto: © Maike Grunwald)

Es geht steil bergauf: Dinefwr Castle thront auf einem Hügel. Weit unter uns erstreckt sich das Tal des Flusses Tywi (englisch: Towy, ausgesprochen: Tau-i), umgeben von grünen Hügeln, bevölkert von Schafen und seltenen Vögeln. Auf der anderen Seite schimmert Newton House zwischen den Bäumen hervor. Der Wohnsitz des Lord Rhys, 1660 erbaut, soll verwunschen sein und ist Star einer Fernsehserie über Spukhäuser. Gepflegte Wege führen durch den Park, in dem historische Rinderrassen grasen.


Spektakuläres Castle auf steilem Kliff


Im malerischen Städchen Llandeilo bummeln wir durch kleine kuriose Shops und trinken Tee. Ganz in der Nähe ist Carreg Cennen Castle, der Legende nach einst Sitz des Artusritters Owain. Es ist eine der dramatischsten Ruinen, die ich kenne, spektakulär auf einem Kliff gelegen am Nationalpark Brecon Beacons.

Blick von Carreg Cennen Castle auf den Schatten der Ruine (Foto: © Maike Grunwald)

Von Llandeilo folgen wir dem Lauf des Flusses Tywi auf der Landstraße A 40. Links liegt der Gelli Aur Country Park, auf Englisch Golden Grove. Wanderwege rings um einen historischen Landsitz laden zu Streifzügen durch die Umgebung ein. Schräg gegenüber liegt die walisische Burgruine Dryslwyn, die ebenfalls einen schönen Blick auf das Tal des Tywi bietet, auf einem Hügel. 1287 war die Festung Schauplatz einer Belagerung, als der letzte walisische Herrscher Rhys ap Maredudd gegen den englischen König Edward I. revoltierte und verlor. 


Ein Türmchen mit vielen Geschichten


Am anderen Ufer ragt Paxton's Tower auf, noch ein Aussichtspunkt mit Blick auf die Flussebene und die Botanischen Gärten. 

Paxton's Tower (Foto: Akoliasnikoff / Wikimedia / Creative Commons)

Mindestens vier Geschichten ranken sich um den Bau des neogotischen Ziertürmchens, ein eitles Spaßprojekt des schottischen Bankers Sir William Paxton aus dem frühen 19. Jahrhundert. Einer Version zufolge ließ er es nach einem verlorenen Wahlkampf aus Trotz mit dem Geld errichten, das er den Bürgern von Dryslwyn für eine Brücke über den Tywi versprochen hatte - wenn er die Wahl gewinnen würde natürlich.


Carmarthen, die älteste Stadt in Wales

Das Gerichtsgebäude am Platz Guildhall Square im Zentrum von Carmarthen (Foto: © Maike Grunwald)
Carmarthen (auf Walisisch: Caerfyrddin), Hauptstadt der Grafschaft Carmarthenshire, blickt auf eine rund 2000-jährige Geschichte zurück und nennt sich "die älteste Stadt in Wales". 

"Schon die alten Römer siedelten hier, als Britannien noch römische Provinz war, genau hier in der Umgebung der Spilman Street", sagt Austin Davis, Besitzer des "Spilman Hotel", beim Plausch im Kaminzimmer. Mit uns spricht er Englisch, mit Sohn Evan und dem zehnjährigen Enkel Ryan, die an der Rezeption die Stellung halten, Walisisch.


Austin Davis, Gründer des familiengeführten Spilman Hotel in Carmarthen, mit Ehefrau Ruth und Enkelsohn Ryan in seiner Hotelbar. (Foto: © Maike Grunwald)

 

Leckere Spezialitäten aus Wales


In den Markthallen im Ortszentrum hört man die keltische Sprache, in der "Vielen Dank" "Diolch un fawr iawn" heißt, noch oft, wenngleich Englisch überwiegt. 

Stände mit Büchern reihen sich an solche mit keltischem Schmuck, Mineralien oder Kleidung, Geschenkartikeln oder Essbarem wie Cornish Pasties (herzhaft gefüllte Teigtaschen). 

Morwen Davies mit Welsh Cakes in Carmarthen (Foto: © Maike Grunwald)

Morwen Davies verkauft Welsh Cakes, flache Kuchen mit Rosinen, am Stand der Bäckerei Richardson aus dem nahen Dorf Llansteffan. Stolz zeigt sie uns den berühmten Etta's Royal Cake: "Das ist Prinz Charles' Lieblingskuchen, den hat er bei uns für seine Hochzeit mit Camilla bestellt!"


Geschichten von Galgenvögeln und Merlin


Natürlich hat das Marktstädtchen am Tywi auch eine normannische Burgruine mit Blick auf den Fluss. Gareth Davis, Angestellter der Verwaltung von Carmarthen, will gerade die Tore abschließen und gerät mit uns ins Plaudern – auch das ist typisch für Wales. Für interessierte Besucher nimmt man sich gerne Zeit. "Früher nannte man diesen Hügel auch Prison Hill, weil hier ein Gefängnis war", erzählt er uns. "Bei Hängungen konnte man Zimmer mit Blick auf den Galgen mieten." 

Die normannische Burg in Carmarthen (Foto: © Maike Grunwald)
Bald sind wir bei beim Plaudern bei der Artus-Legende angelangt, der Frage, ob Camelot nicht sogar in Carmarthenshire gelegen habe und der Legende, dass Zauberer Merlin ganz in der Nähe geboren worden sei.


Im kleinsten Pub von Wales


Walisisch auf der Straße: Auch alle Schilder sind zweiprachig  (Foto: © Maike Grunwald)

Wir ziehen weiter ins The Plume of Feathers. Es ist der kleinste Pub in Wales. Lustigerweise ist es ein Rugby-Pub, obwohl kein Team hier hineinpassen würde. 

Bemaltes Schild am Eingang des Pubs "The Plume" (Foto: © Maike Grunwald)

Signierte Bälle, Trophäen und Hemden berühmter Spieler gehören zum Deko-Sammelsurium der gemütlichen Kneipe. Schnell kommen wir mit Miriam hinter der Bar und den Gästen ins Gespräch. 

Aber irgendwann wird es Zeit zu gehen, bevor wir so alkoholisiert sind wie der berühmte walisische Dichter Dylan Thomas, eine Art Proto-Hippie, der im benachbarten Küstenstädtchen Laugharne lebte und sich oft in den Pubs von Carmarthen betrank. Denn wir wollen morgen einigermaßen frisch sein. Es gibt ja noch so viel mehr zu sehen: Zum Beispiel das schöne Städchen Kidwelly und das malerische Dorf Llansteffan, beide mit phantastischen Burgen und Legenden.

Hier geht's zu Teil 2 mit Kidwelly und dem Künstlerdorf Lllansteffan!

Mehr Infos 
Auf den offiziellen Seiten des Fremdenverkehrsamtes:
www.discovercarmarthenshire.com und www.german.visitwales.com

Hier geht's zu meiner Reisereportage im Hamburger Abendblatt:
Tea Time und Burgen-Hopping in Südwales 

Die Übernachtung im Spilman Hotel wurde von VisitWales übernommen, die Anreise und sonstige Reisekosten wurden von mir getragen.

Dieser Artikel erschien erstmals 2013. Die Burgen stehen immer noch, die Legenden leben weiter, die Links habe ich aktulisiert.