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Donnerstag, 10. August 2017

Marianské Lázně: Liebe und Romantik in Marienbad

Blick auf den Goetheplatz in Marienbad (Foto: © Maike Grunwald)
Marienbad ist ein Ort, in den man sich verlieben kann. In das malerisch gelegene Kurbad selbst, das sogar den stets ironischen Mark Twain zu schwärmerischen Hymnen hinriss. Oder in reizende Kurschatten, wie Johann Wolfgang von Goethe, der hier 1821 als 71 Jahre alter Mann dem erst 17-jährigen Fräulein Ulrike verfiel. Heute sind die Paare, die beim Spa-Urlaub ihre Lebenskräfte ankurbeln, ebenbürtiger im Alter, aber nicht weniger verzaubert.



Liebe in der Tradition von Goethe und Chopin 

„Marienbad ist einfach sehr romantisch mit seiner altmodischen Bäderarchitektur und der herrlichen Natur ringsum“, sagen Martin und Dörthe. Das junge Berliner Paar hat sich den alten böhmischen Badeort in Tschechien, der heute Marianske Lazne heißt, für seinen ersten gemeinsamen Urlaub ausgesucht. Denn hier begann ihre Liebesgeschichte.

Die Fontäne vor der zentralen Kolonade ist nachts romantisch beleuchtet (Foto: © Maike Grunwald)


Der Koch und Hotelbetriebswirt war eigentlich wegen einer attraktiven Stelle im traditionsreichen „Hotel Grand MedSpa Marienbad“, einst Hotel Casino, nach Marienbad gezogen. Aber als er die hübsche Praktikantin sah, war es um ihn geschehen. Er hatte mehr Glück als Goethe, der nach seiner unglücklichen letzten Liebe die „Marienbader Elegien“ schrieb, und auch als Frederic Chopin, der 1836 in Marienbad um die Hand seiner Marie Wodzinska anhielt – vergeblich, da ihr Vater die Verbindung untersagte. Martins Angebetete aber erhörte ihn, und so zog er der Liebe wegen nach Berlin. „Ich habe ihn ungern gehen lassen. Aber es war Schicksal, und die Liebe geht immer vor“, sagt seine damalige Chefin Zdenka Pinasová, die Direktorin des Hotels. „Außerdem hatte ich Verständnis. Ich selbst habe mich auch in Marienbad verliebt.“

"Ekelhaftes" Heilwasser und traumhafte Natur

Eine Reise wert ist allein schon die gut zweistündige Zugfahrt von Prag über Pilsen durch die herrliche Gebirgslandschaft, die Marienbad umgibt. „Ich habe noch nie eine pittoreskere Reise unternommen“, schrieb Mark Twain 1892 in seiner Reisebeschreibung „Marienbad – eine Gesundheitsfabrik“, in der er sich über „das ekelhafte Heilwasser“ und den Kurbetrieb lustig macht, aber auch die Schönheit von Marienbads Architektur und Landschaft lobt. Der Badeort liegt eingebettet in das Schutzgebiet Kaiserwald (Slavkovský les). Das angenehme Gebirgsklima gehört dann auch zu den gesundheitsfördernden Faktoren von Marianské Lázne.

Der riesige Kurpark geht nahtlos in die Wälder der Umgebung über (Foto: © Maike Grunwald)


Kuren wie einst King Edward VII

Seinen Status als weltberühmten Badeort verdankt Marienbad allerdings seinen mehr als 40 Heilquellen. Ihretwegen wurde Marienbad 1818 offiziell zum Kurort erklärt und erblühte zu einem Hotspot der Reichen und Berühmten, darunter Johann Strauss, Alfred Nobel, Albert Schweitzer, Maxim Gorki und Henry Kissinger, um nur einige zu nennen. Der englische König Edward VII. verbrachte um 1900 neun Sommer in Marienbad, um Moorbäder zu nehmen und mit Kurschatten zu flirten. „Ich habe ganz Indien, Ceylon, alle Bäderstädte in Europa besucht, aber nirgends hat mich die Poesie der wunderschönen Natur so am Herzen berührt wie hier in Marienbad“, schwärmte er. 

An der Kolonade der Karolinaquelle (erbaut 1869) fotografiert eine Frau die Mariä-Himmelfahrt-Kirche von 1848 (Foto: © Maike Grunwald)


Die mondäne Bäderarchitektur mit ihren Jugendstilfassaden im Zuckerbäckerstil, den großen Hotels und historischen Kurort-Kolonaden verleiht dem Ort auch heute Atmosphäre. Die Gebäude, die den Zweiten Weltkrieg relativ unbeschadet überstanden hatten, verfielen während der Sowjetzeit größtenteils; bis heute besitzen einzelne Prachtbauten maroden Charme. Doch die Gesamtheit erstrahlt aufwendig restauriert in neuem Glanz.

Die gusseiserne Kolonade an der Hauptpromenade, erbaut 1889, verbindet die wichtigen Quellen im Zentrum (Foto: © Maike Grunwald)


Berühmte Quellen für jedes Zipperlein

Ein Spaziergang durch die historischen Kuranlagen und den idyllischen Kurpark mit seinem alten Baumbestand führt vorbei an den kleinen und großen Pavillons der Heilquellen. Jede hat ihre eigene Mineralien-Kombination und Wirkung, bei Atemwegs-, Leber- und Stoffwechselerkrankungen oder bei Bewegungsschmerzen.

Nicht nur gut für alte Leute: Ein junges Paar bei der Trinkkur an der Alexandraquelle (Foto: © Maike Grunwald)


Etliche Quellen sind selbst Berühmtheiten, etwa die Marienquelle, der das Bad seinen Namen verdankt. Sie enthält viel natürliche Kohlensäure und wurde als erste für Bäder benutzt. Andere sind für Trinkkuren vorgesehen. Zum Beipiel die Ferdinandquelle, deren stark salziges Wasser nur mit ärztlicher Erlaubnis bei verschiedenen Verdauungsbeschwerden angewandt wird. Ein Besuch lohnt sich auch ohne Trinkkur: für den Blick auf die Ferdinand-Kolonaden, erbaut 1827.

Umgeben von alten Bäumen, frischen Blumenbeeten und modernen Skulpturen: Blick auf Kolonaden der Ferdinandquelle (Foto: © Maike Grunwald)


Parkspaziergang mit Schnabeltasse

Gleich kommt Goethe um die Ecke, denkt der Kurgast, wenn er zurück zum Pavillon der Kreuzquelle an der zentralen Kolonnade schlendert, um ihr berühmtes Wasser zu trinken. Profis tragen dafür eigene Schnabeltassen mit sich herum, die ein langsames Schlürfen fördern. Für Anfänger gibt es Pappbecher.

Im Pavillion an der zentralen Kolonade können Kurgäste ihre speziellen Schnabeltassen für Trinkkuren bis zum nächsten Gang deponieren (Foto: © Maike Grunwald)


Einige Schlucke des extrem mineralischen Wassers machen Mark Twains bissige Bemerkungen verständlich – auch wenn es sicher übertrieben ist zu sagen, es sei besser, krank zu bleiben, als eine Marienbader Kur über sich ergehen zu lassen. Um den Geschmack wieder loszuwerden, empfiehlt sich Trdelník: traditionelles Gebäck aus der Slowakei, das es überall frisch gebacken und noch warm an Ständen gibt.

Im Kurpark auf dem Weg zur Ferdinandquelle. Man beachte das Verkehrsschild: In Tschechien gehen die Väter mit ihrem Nachwuchs spazieren (Foto: © Maike Grunwald)


Baden in Wasser, das prickelt wie Champagner


Angenehm ist die äußere Anwendung: ein Bad in warmem Mineralwasser. Zugegeben, es ist schmutzig-braun, und der Kurgast fühlt sich ein wenig wie im Film „Grand Hotel Budapest“, wenn er allein im Wannenbad liegt und auf die gekachelten Wände starrt. Aber diese Wohltat! Durch die Kohlensäure fühlt sich das Wasser weich wie Seide an und prickelt wie Champagner. Als Kur regelmäßig angewandt, soll es die Durchblutung fördern („und zwar überall, was besonders die älteren Paare schätzen“, heißt es). 

Warten auf die Medical Spa-Behandlung im Grand Hotel Marienbad (Foto: © Maike Grunwald)


Die muskelentspannende Wirkung macht sich sofort beim ersten Bad bemerkbar.  Neben altbewährten Anwendungen werden auch moderne geboten, etwa Aslan-Anti-Aging oder Fußreflexzonenmassagen. Nach einer Runde Schweben im Pool und einem Abendessen mit böhmischen Knödeln ruft dann das Bett.

Großartige Konzerte beim Chopin-Festival


Wenn da nicht das reiche Kulturangebot wäre. Ganzjährig locken Klassikkonzerte selbst hartgesottene Atheisten in die evangelische Kirche, an deren Orgel Albert Schweitzer anno 1923 spielte. Ein besonderer Höhepunkt ist aber das berühmte Chopin-Festival, das jährlich in der dritten Augustwoche stattfindet – mit dem westböhmischen Symphonieorchester und anerkannten Solisten aus aller Welt. Musikliebhaber reisen eigens dafür an. Ein Konzert mit Stücken von Chopin und Schubert im opulenten stuckverzierten Saal des alten Hotels „Casino Bellevue“ kann zu Tränen rühren – quasi eine Wasserkur für die Seele.

Allein schon dafür lohnt sich ein Besuch: Konzert alljährlichen beim Chopin-Festival im prunkvollen Saal des Hotels „Casino Bellevue“ (Foto: © Maike Grunwald


Romantik bei der "Singenden Fontäne"


Der junge Koch Martin und seine Freundin betrachten abends gemeinsam die beliebte „singende Fontäne“ an der zentralen Kolonade: Jede ungerade Stunde erklingt Musik zum komponierten Wasserspiel. Um 21 und 22 Uhr wird das Fontänenballett zusätzlich mit bunten Beleuchtungseffekten begleitet. „Sehr romantisch. Wer sich da nicht verliebt, dem ist nicht zu helfen.“

Blick auf den Goetheplatz in Marienbad (Foto: © Maike Grunwald)

Aktualisierte Fassung vom 10. August 2017. Text erstmals erschienen in der Rhein-Zeitung am 7. Juli 2015

Infos & Adressen für Urlaub in Marienbad



Anreise
Mit dem Zug nach Prag, von dort mit dem Expresszug (Fahrtzeit rund zwei Stunden und zwanzig Minuten), Buchung bei der tschechischen Bahn, www.cd.cz/de/default.htm (deutschsprachige Version)

Hotel & Spa
„Hotel Grand MedSpa Marienbad,“ www.falkensteiner.com/de/hotel/marienbad (dt. Version)

Chopin-Festival
Jedes Jahr in der dritten Augustwoche, verschiedene Orte, www.marianskelazne.cz/de/marienbad-entdecken/hohepunkte-des-jahres/chopin-festival/ (dt. Version)

Mehr Informationen
Website der Stadt, www.marianske-lazne.info/de (dt. Version)

Tipp!
Unbedingt mit einem Städteurlaub in Prag verbinden!  Ich habe einen Tag dort Zwischenstopp gemacht und dabei im Hotel Prag Zentrum übernachtet (das wirklich zentral liegt und das ich auch sonst guten Gewissens empfehlen kann). Bei einer Hop-On-Hop-Off Bustour mit vielen langen Zwischenstopps lernt man neben Prag auch lustige Australier. An der Burg dann noch ein Shopping-Anfall in der "Gallery Miaou" (Pohořelec 26, Praha 1), die entzückende Kunst in Katzenform führt - perfekt! Einziges Manko: Ich hätte noch einen Tag länger bleiben sollen. Bericht und Bilder folgen.

Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von Falkensteiner Hotels & Residences. Dieser Text beruht jedoch natürlich auf meiner eigenen Meinung.

Dies ist der persönliche Reiseblog der Journalistin Maike Grunwald. Alle Texte und Fotos © Maike Grunwald. Abdruck und Online-Nutzung nur gegen Honorar. Kontakt: www.maikegrunwald.com