Samstag, 14. September 2013

Romantisch & mondän: Bilder aus Sopot / Zoppot

Bis heute in Betrieb: Sopoter Fischkutter am Strand Richtung Danzig (Foto: © Maike Grunwald)
(Reise, Sopot / Zoppot, Polen, Maike Grunwald): Wilde Beach-Partys und malerische Fischkutter, Kunst, Roulette-Spiel und verträumte alte Villen: In  Sopot findet jeder, was ihm gefällt. Entsprechend rappelvoll ist das beliebte Seebad im Juli und August, wenn ganz Polen Ferien hat. Insider mögen Zoppot daher im September, wenn "die Sommerhauptstadt Polens" nicht mehr ganz so quirlig ist. Heute nehme ich Euch mit auf eine Foto-Tour durch den mondänen Badeort!



Stille Seitenstraße: In Sopot sind noch viele alte Häuser erhalten (Foto: © Maike Grunwald)
"Hier in Zoppot haben sogar die Vögel exklusive Villen", sagt Anderl, unser einheimischer Insider-Guide mit dem bairischen Akzent, und zeigt auf eine Mini-Siedlung Vogelhäuschen in einem Baum vor einem schönen alten Haus. Er hat Recht: In Sopot wohnt man nicht, man residiert.

Alte Villen und moderne Architektur-Highlights


Schon bevor Zoppot 1823 Kurort wurde, bauten die wohlhabenden Danziger ihre Wochenendhäuschen in dem alten Fischerdorf. Als die Badekultur en vogue wurde, erblühte es zum Hotspot der Reichen und Schönen, zum "Monte Carlo des Ostens"

Die Kirche Sankt Georg, Baujahr 1901 (Foto: © Maike Grunwald)
"Bei der Eröffung dieser Kirche 1901 war Kaiser Wilhelm dabei", erzählt uns Anderl, als wir mit unseren Rädern vor der früheren evangelischen Erlöserkirche halten. Heute heißt sie Garnisionskirche Sankt Georg (Kościół garnizonowy św. Jerzego) und ist katholisch; geblieben ist das Original-Gebäude mit dem 47 Meter hohen Turm im Stil der Neugotik nach einem Entwurf des berühmten preußischen Architekten Ludwig von Tiedemann, der ganz in der Nähe bei Danzig geboren wurde.

Im Grand Hotel stiegen Weltstars wie Marlene Dietrich und Greta Garbo ab und spielten abends im Casino. Auch wenn es jetzt einer großen Hotelkette gehört: Das Haus ist noch dasselbe, verknüpft mit Legenden von Glamour und Tragödien. Wie die von erfolglosen Glücksspielern, die sich am Balkon ihres Hotelzimmers erhängten, nachdem sie sich in nur einer Nacht komplett ruiniert hatten.

Das Grand Hotel, eröffnet 1927 (Foto: © Maike Grunwald)

 
In den Seitenstraßen liegen alte Villen (Foto: © Maike Grunwald


Eines von unzähligen fotogenen Fenstern (Foto: © Maike Grunwald)

Als Zoppot 1999 wieder offiziell das Kurstadt-Privileg erhielt, setzte eine neue Blüte ein. Die alten Villen in der typischen Bäder-Architektur wurden liebevoll restauriert. Im alten Südbad, das 1907 im norwegischen Bauernstil aus dunklem Holz gebaut wurde, ist heute - irgenwie skurril! - ein chinesisches Hotel und Restaurant.


Das alte Südbad war anfangs nur für Frauen, dann für Familien reserviert (Foto: © Maike Grunwald)
Auch renoviert: Das Geburtshaus von Filmstar Klaus Kinski (alias Klaus Günter Karol Nakszynski) in der Kosciuszkistraße 10 (Foto: © Maike Grunwald)

Ein modernes Highlight ist das berühmte "Krumme Häuschen" in der belebten Fußgängerzone, errichtet 2004 von den Architekten Szotyński und Zaleski und inspiriert von den Zeichnungen des polnischen Künstlers Jan Marcin Szancer und des schwedischen Wahl-Sopoters Per Dahlberg.


Moderne Sehenswürdigkeit: Das "Krumme Häuschen" (Krzywy Domek) (Foto: © Maike Grunwald)

Dank der Sommerfrischler ist Sopot heute eines der wohlhabendsten Orte Polens. Die Immobilienpreise sind vergleichbar mit denen in Warschau.

Kaffeeklatsch mit Meerblick


In der Nähe der alten Seebrücke - mit 511,5 Metern europaweit die längste ihrer Art und im Sommer trubeliger Mittelpunkt des Badeortes -  sind wir mit zwei Damen zum Kaffee verabredet, die diesen Ort länger kennen als wohl jeder andere hier: Frau Erdmute Zimmermann, geboren 1929 in Zoppot, eine gute Bekannte von Anderl, und ihre Gastgeberin Frau Johanna Karnas, Jahrgang 1935.

Anderl mit Zoppoter Damen: links Frau Zimmermann, rechts Pani Janina auf ihrem Balkon mit Meer & Paraglidern im Hintergrund (Foto: © Maike Grunwald)

Frau Zimmermann kommt jedes Jahr mindestens einmal zurück "nach Hause", wie sie sagt. Zwar wohnt die sympathische Dame schon lange in Hannover - 1945 floh sie als 16-Jährige auf einem Kohlefrachter vor der Roten Armee - aber so richtig zuhause fühlt sie sich nur hier am Meer. Ihre Gastgeberin hat Zoppot nie verlassen, da ihre Eltern als wertvolle Facharbeiter und Krankenschwester nach Kriegsende bleiben durften. Heute spricht sie fließend polnisch und nennt sich nach hiesiger Art "Pani Janina" ("Frau Johanna" - in Polen ist es üblich, bei förmlicher Anrede den Vornamen zu nutzen).


Kennen gelernt haben sich die beiden Damen erst vor zwei Jahren im "Haus der Deutschen Minderheit" in Danzig, das auch der in Danzig geborene Schriftsteller Günter Grass manchmal besucht. Nun tauschen sie bei Kaffee und Streuselschnecken Neuigkeiten aus, erzählen von alten Zeiten und geben uns Ausflugstipps. "Sehen Sie nur da drüben, die Halbinsel Hel, wunderschön", ruft Pani Janina freudig und reicht uns das Fernglas. Unter ihrem Balkon mit Meerblick, auf dem sie Tomaten zieht, tobt allsommerlich das Strandleben. Im Wasser tummeln sich Badegäste und Wassersportler; in der Luft schweben Paraglider umher. In der Danziger Bucht ist die Ostsee wärmer als an den westlichen Stränden. Das hat schon damals die Kurgäste angezogen und macht den Badeort bis heute attraktiv. 


 Alt & neu: Die historische Rotunde des alten Kurhauses, das nach dem 2. WK zerstört war, schmückt jetzt das neue Konferenz- und Wellnesszentrum (Foto: © Maike Grunwald)

Was sagen die beiden Damen zum heutigen Sopot?, möchte ich wissen. "Es ist natürlich anders als früher", sagt Frau Zimmermann. "Alles andere wäre ja auch unnatürlich. Manches ist auch besser, zum Beispiel die neuen Straßenbahnen", ergänzt Pani Janina. "Aber es ist und bleibt bis heute ein Seebad von Weltrang", sagt Frau Zimmermann, und wir stimmen ihr zu.

Beach-Partys und Fischer-Romantik 


Es ist Abend geworden. Eigentlich müssten wir bleiben, immerhin ist Sopot bekannt für sein Nachtleben (hier: Anderls Top-10-Insider-Tipps für's Nightlife in Zoppot). Aber wir sind schon in Danzig verabredet. Also radeln wir zurück nach Brzezno, wo Christiane und ich den Vormittag am Strand vor unserer Pension verfaulenzt haben. 

Auf dem Rückweg bekommen wir dann noch einmal die geballte Mischung aus modernen Annehmlichkeiten und Nostalgie zu spüren. Über den niegelnagelneue Radweg sausen wir die Strandpromenade entlang, durch bewaldete Parks, vorbei an einem Minigolfplatz, Strandbars, kleinen Fischrestaurants und Waffelständen. 

Vor dem Fischrestaurant Bar Przystan wirbt ein handgemaltes Schild für das Mini-Museum "Rybackie", das den Ostsee-Fischern gewidmet ist. Hier ziehen sie nach der Arbeit ihre traditionellen bunten Kutter an den Strand - wie zu alten Zeiten. 

Strandidylle in Sopot (Foto: © Maike Grunwald)

Mehr Infos, Tipps & Adressen zu Sopot /Zoppot


An- und Abreise mit der Bahn
Von Berlin gibt es Direktverbindungen mit der Deutschen Bahn nach Danzig, Dauer: etwa sechs Stunden. Preis: unschlagbar günstige ca. 100 Euro hin und zurück (mit Bahncard und Sparpreisen noch weniger). Tipp: Unbedingt in den Speisewagen gehen! Dort gibt es preiswerte polnische und internationale Gerichte aus einer echten Küche (nicht nur aus der Mikrowelle). Und aus dem Fenster gucken! Wir haben viele Störche und Kraniche gesehen, in malerischer Landschaft. www.bahn.de

Stadtführung mal Anderls
Andreas Kasperski bietet 2 x täglich individuell zugeschnittene Führungen mit dem Auto durch die Dreistadt Danzig-Sopot- Gdynia an, Spaziergänge und Geheimtipps inklusiver. Dauer: 4 Stunden, Preis: umgerechnet ca. 25 Euro pro Person - unbedingt empfehlenswert! Kontakt: www.3citytour.com oder Reservierung per SMS: +48 663 303 002

Nachtleben: Anderls Top-10-Insider-Tipps für's Nightlife in Zoppot


Anderls-Insidertipps: Übernachten in Sopot / Zoppot


Willa Marea - Elegantes Hotel im Villenstil, zentral gelegen in einer ruhigen Seitenstraße Hier mehr Infos, Kontakt & Adresse


Villa Sedan - Schicke Villa mit interessanter Geschichte, zentral gelegen Hier mehr Infos, Kontakt & Adresse

U RYBAKA - Alternative, sehr günstige Unterkunft bei einem Kunstfotographen im Hinterhof am Fischerplatz Richtung Danzig, gleich hinter dem Restaurant Bar Przystan. Doppelzimmer bunt wie am Mittelmeer, ideal für Selbstversorger mit Gemeinschaftsküche. Toll um interessante Leute kennen zu lernen. Hier mehr Infos, Kontakt & Adresse

Weitere Infos & Adressen


Auf den offizielle Seiten des Polinischen Fremdenverkehrsamtes:
http://pomorskie.travel/de

Noch mehr Infos, auch zu Polen allgemein: www.polen.travel/de

Die Reise nach Danzig wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt und der Deutschen Bahn AG.