Montag, 19. März 2018

Zum Weltspatzentag: 11 süße & skurrile Sperling-Fakten

(Foto: © Maike Grunwald)
Mitten in Berlin: Spatzenfrau mampft auf meiner Hand im Monbijoupark (Foto: © Maike Grunwald)
(Tier des Tages, weltweit, Maike Grunwald): Hallo Spatz! So haben mich meine Eltern als Kind oft begrüßt. Damals waren die frechen, kleptomanen Vogelbanden in Hamburg noch sehr häufig, wie fast überall auf der Welt. Leider geht ihr Zahl aber zurück, stellenweise sehr dramatisch. Daher haben Tierschützer 2010 den Weltspatzentag ins Leben gerufen: Am 20. März heißt es: Spatzen füttern, fotografieren, malen, schützen, sich über sie informieren, mit ihnen tschilpen, über sie reden.

Von mir gibt es heute 11 süße und skurrile Fakten über diese Vögelchen, die schon seit über 10.000 Jahren (!) mit uns Menschen leben. Wusstet Ihr zum Beispiel, dass Spatzen früher Sex-Symbole waren, lieber in Gruppen essen und Kitas gründen

(Foto: © Maike Grunwald)
Und schon ist die ganze Gruppe am Feiern - Damen auf meiner Hand, Herren am Boden (Foto: © Maike Grunwald)
Aber erst mal ein paar Basis-Infos. Der Haussperling ist immer noch einer der am meisten verbreiteten Singvögel der Erde. Ob in Namibia, Indien, Amerika oder Australien, überall habe ich diesen geselligen Vögel schon tschilpen gehört. Der Grund, warum Tierschützer Alarm schlagen, ist, dass sogar diese eigentlich eher häufigen Vögel immer weniger werden. In Hamburg und München besonders. Sogar in Berlin, wo sie noch vergleichsweise häufig sind, geht der Bestand leider zurück.

Spatzen brauchen Unordnung

 "Das Hauptproblem der Spatzen ist, dass sie durch die Sanierungen der Häuser immer weniger Brutplätze haben", sagt Anja Sorges, Geschäftsführerin vom Naturschutzbund NABU in Berlin. Spatzen nisten gerne in Mauerspalten, und zwar in Kolonien. Eigentlich seien Bauherren verpflichtet, Ersatz-Nistmöglichkeiten bereit zu stellen, doch leider geschieht dies oft nicht. 

Lebensnotwendig sind auch Rückzugsmöglichkeiten wie Büsche oder begrünte Fassaden. Leider werden diese Lebensräume von Menschen oft als "unordentlich" empfunden und entfernt - dann verschwinden auch die Spatzen. Und zwar gleich en masse: Spatzen haben in Gruppen die besten Überlebenschancen und müssen deshalb auch als Gruppen geschützt werden. "Ein Spatz ist kein Spatz", nennt sich daher auch eine Facebook-Gruppe zum Sperlings-Schutz.

"World Sparrow Day" in Indien erfunden 


Der Haussperling wurde wegen seines Bestandrückgangs sogar in die Vorwarnliste der gefährdeten Arten aufgenommen und 2002 in Deutschland und in Österreich zum Vogel des Jahres gewählt. Feldsperlinge haben es sogar noch schwerer, weil sie erst später brüten als Haussperlinge und bei Nistraum-Knappheit leer ausgehen. 

Alle Spatzen brauchen genügend grünen Lebensraum, Nist- und Rückzugsmöglichkeiten, eine Umwelt ohne Pestizide, genügend Insekten und giftfreie Körnchen. Wer ein Haus mit Garten hat, kann ihnen das auch direkt persönlich bieten.

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Feldsperling in Japan, Foto: © By Jacob Ehnmark (originally posted to Flickr as Posing), via Wikimedia Commons)
Der "World Sparrow Day" kommt übrigens aus Indien: Die "Nature Forever Society" rief ihn dort 2010 ins Leben. Andere Naturschutzorganisationen schlossen sich an, darunter die britische "Royal Society for the Protection of Birds" (RSPB), eine der wichtigsten Vogelschutzbünde der Welt. In Deutschland griff der bayrische Landesbund für Vogelschutz (LBV), der mit dem NABU zusammen arbeitet, die Idee auf. Auf Facebook wird der Weltspatzentag u.a. in den Gruppen "Vogelfreunde" und Freunde der Vogelwelt zelebriert.
OK, jetzt die versprochenen Faktoids:

11 süße und skurrile Fakten über Spatzen

  • Swingerclubs und Kitas: Spatzen balzen und brüten in Gruppen. Männchen und Weibchen vollenden das Nest gemeinsam und teilen sich die Aufzucht der Küken. Wenn beide Eltern verloren gehen, füttern oft "Adoptiveltern" aus der Kolonie die Nestlinge durch, bis sie groß sind.
  • Partylöwen: Auch das Essen schmeckt ihnen besser in der Gruppe. Typisches Verhalten: Ein "Pioniervogel" (häufig Männchen) sieht Futter als erstes und ruft mit lautem Tschilpen die Gruppe. Angeblich wartet er sogar, bis alle da sind, und sagt "Tschilp" (= "Bon Appetit"), bevor er mit dem Essen beginnt. Die Berliner Spatzen scheinen aber keine Manieren zu haben, jedenfalls habe ich das Warten hier noch nicht beobachtet. 
  • Insektenvertilger: Zwar waren Spatzen früher als "Körnerdiebe" unbeliebt, doch fressen sie auch gerne Insekten. Junge Nestlinge werden von ihren Eltern sogar fast ausschließlich mit Insekten gefüttert. Wer im Naturgarten oder auch am Haus in der Stadt Pflanzen säht, die Insekten anziehen, und Hecken oder Efeu als Verstecke stehen lässt, hilft den kleinen Vögeln.
  • Methusalem-Spatzen: Erwachsene Sperlinge haben eine durchschnittliche Lebenserwartung von rund zwei Jahren, wenn man die Jungvögel mitrechnet, sind es sogar nur neun Monate. Allerdings wurden schon Spatzen registriert, die anhand ihrer Beringung 14 Jahre alt waren! In Gefangenschaft gab es angeblich sogar einen Spatz, der 23 Jahre alt wurde.
  • Zappelphilipp: Der Name "Sperling" und die Koseform "Spatz" leiten sich ab vom althochdeutschen "sparo", das vermutlich vom indogermanischen "spar" kommt, "zappeln". Daher kommt wohl auch das englische "sparrow". Der Grund könnte das hektische, hüpfende, flatternde Verhalten des Haussperlings sein. 
  • Lauter Schnabel: In Norddeutschland heißt der Spatz je nach Region auch Lüntje, Lünk oder Lüning, was soviel heißt wie "der Lärmende". Laut Vogel-Experten ist "gemeinschaftliches Tschilpen" eine Hauptbeschäftigung der Spatzen.
  • Sauberer Mistfink: Weil er auf dem Land oft in Misthaufen und Dung nach Körnern sucht, nennt man ihn auch "Mistfink". Dabei badet der Sperling eigentlich gern und viel, und zwar das ganze Jahr über. Seine Angewohnheit, auch Staubbäder zu nehmen, um sich von Parasiten zu befreien, trug ihm allerdings den Namen "Dreckspatz" ein.
  • Viele Namen: Weitere Sperlings-Bezeichnungen sind "Leps" und "Mösche" (von mussce, vulgärlateinisch von muscio = Spatz)
  • Weiter Begleiter: Der Spatz schloss sich den Menschen wohl schon vor über 10.000 Jahren an, als unsere Vorfahren mit Ackerbau begannen. Mit dem Menschen verbreitete sich der Spatz von Europa aus dann fast überall auf der Welt. Nach Nordamerika beispielsweise gelangte er, als im Jahr 1852 europäische Auswanderer etwa 100 Sperlinge auf einem Friedhof in Brooklyn bei New York aussetzten. 



  • Wer hat hier das Spatzenhirn?: Der Legende nach verdanken die Ulmer ihren Münster einem schlauen Spatzen. Nachdem die Städter vergeblich versucht hatten, einen großen Balken quer durch das Stadttor zu transportieren, wurden sie von einem Spatzen inspiriert, der einen Strohhalm längs im Schnabel trug. Der "Ulmer Spatz" wurde sogar als Statue verewigt. 



  • Sex-Symbol: Früher galt der Spatz als Symbol der Unkeuschheit, vielleicht wegen der Gruppen-Kopulationen und häufigen Begattungen in der Öffentlichkeit. Verbreitet war auch der Glaube, dass Spatzenfleisch den Liebesdrang steigere. Im Griechenland der Antike und im alten Rom wurden ähnliche Aberglauben beschrieben. Bei dem griechischen Komödiendichter Aristophanes ritten die sehnsüchtigen Frauen auf Spatzen von der Akropolis zu ihren Männern herab.

    Mehr über den Weltspatzentag und Spatzenschutz beim LBV

    Infos & Schutz: Hier gibt es die LBV-"Spatzenfibel" als PDF
     
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