Samstag, 1. Juli 2017

Stadt & Strand: 6 Gründe für Urlaub in Danzig

Berühmt: Neptunbrunnen in der malerischen Innenstadt (Foto: © Maike Grunwald)
(Reise, Gdansk, Danzig, Polen, Maike Grunwald): Seltsam, aber wahr: Die schöne Hafenstadt Gdansk (Danzig) ist immer noch so was wie ein Geheimtipp. Viele deutsche Touristen kommen, weil sie verwandschaftliche Wurzeln in dieser heute wieder polnischen Stadt haben, die sich einer komplizierten, wichtigen slavisch-deutsch-pommersch-hanseatisch-preußisch-polnisch-napoleanisch-freistädtisch-freistaatlichen-und-irgendwas-hab-ich-bestimmt-vergessenen Geschichte rühmen kann. Als hätte Gdansk sonst nichts zu bieten! Hier ein paar Gründe, in diesem Sommer hinzufahren.

Jetzt auch berühmt: das Meer-Schweinchen von Brzezno (Foto: © Maike Grunwald)

1. Strand-Katzen und Meer-Schweine

Am Strand kann man Meerschweinchen treffen, die diesen Namen wirklich verdienen. Und überall gibt es entzückende, prächtige Katzen. An der Strand-Bar 41 (benannt nach der Nummer des Stegs, der von der Promenade zum Strand im Stadtteil Brzezno führt) habe ich jedenfalls ein nettes Danziger Pärchen kennen gelernt, das seine vierbeinigen Freunde jeden Abend zum Strandspaziergang ausführt. Hier mehr Bilder.

Strand-Kätzchen und Meer-Schwein-Begleiter (Foto: © Maike Grunwald)

2. Überhaupt: Strand! 

Das mit dem Strand muss ich wohl erst mal erklären. Denn Badeurlaub ist ja nicht das, was einem bei "Städtetrip nach Danzig" in den Sinn kommt. Danzig liegt ja auch nicht direkt am Meer - dachte ich auch immer. Ha, stimmt aber nicht! Die berühmte historische Innenstadt liegt zwar am Fluss Motława (deutsch: Mottlau). Aber seit dem Mittelalter ist Gdansk ständig gewachsen und umfasst heute auch das ehemalige Ostseebad Brösen, heute das Danziger Stadtteil Brzezno (ausgesprochen ohne "r", wie 'Bscheschno"). Direkt am Strand.
Strand von Brzezno am Morgen - zur Hochsaison! (Foto: © Maike Grunwald)
Brzezno liegt genau zwischen der berühmten Innenstadt und dem beliebten und trubeligen Badeort Sopot (Zoppot). Beide sind nur 20-30 Minuten mit dem Rad entfernt. Aber: Am feinen Sandstrand von Brzezno, wo wir in einer kleinen Pension urlaubten, waren wir fast die einzigen deutschen Gäste - ein echter Geheimtipp und die ideale Basis für eine Kombi aus Badeurlaub und Städtetrip! Mehr Bilder, Tipps und Adressen für Danzig-Brzezno 

Auch nachmittags nicht zu voll: Strand von Brzezno am Morgen (Foto: © Maike Grunwald)

3. Die sanfte, schöne Danziger Bucht

Bonus: Die Ostsee ist in der geschützte Danziger Bucht ruhiger und wärmer als anderswo. Die plötzlichen Temperaturänderungen, die man anderswo von der Ostsee kennt, gibt's hier nicht, weil die Bucht nicht von den oft eisigen (und manchmal auch gefährlichen) Strömungen tangiert wird. Der Strand fällt sanft ab und ist daher nicht nur toll für Ballspiele und Faulenzen im flachen Wasser, sondern auch ideal für Familien mit kleinen Kindern. Daher - und weil er nicht so überfüllt ist - habe ich den Stand von Brzezno auch auf dem Blog "Fernweh mit Kids" empfohlen.

Sandburgen-Bau in Brzezno: Herr Tomek & Sohnemann, Urlauber aus Zentralpolen (Foto: © Maike Grunwald)

4. Die Anreise

Ich liebe Bahnreisen! (Foto: © Maike Grunwald)

Allein schon die Reise ist eine Reise wert - wenn man mit der Bahn fährt, z.B. von Berlin aus. Finde ich jedenfalls als Riesen-Fan von Zugreisen. Was ich daran so mag? Die Freiheit, rumzulaufen und zu tun, was man will, keine Warterei am Flughafen, die Umweltfreundlichkeit, aber vor allem: Das Gefühl, unterwegs zu sein, die Entfernungen zu spüren und zu sehen, wie sich die Landschaft langsam verändert. 

Von Berlin gibt es Direktverbindungen mit der Deutschen Bahn nach Danzig: sechs Stunden durch zauberhafte Gegenden, unschlagbar günstige ca. 100 Euro hin und zurück. Im Speisewagen gibt es preiswerte polnische und internationale Gerichte aus einer echten Küche (nicht nur aus der Mikrowelle!). Und dieser Blick auf die Landschaft! Wir haben lauter Störche und Kraniche gesehen. Und auf der Rückfahrt hat uns eine deutsch-türkisch-polnische Familie unterhalten: drei Generationen, vom polnischen Omchen bis zum forsch-aufgeweckten Neuköllner Grundschüler, fünf Sprachen, sehr sympatisch und interessant.

In der Innenstadt (Foto: © POT)

5. Die unglaublich netten Menschen

Wir waren echt geschockt, wie hilfsbereit die Danziger sind. Tipp: Überlegt es Euch gut, bevor Ihr einen Danziger nach dem Weg fragt! Ihr könntet seinen ganzen Tagesablauf durcheinanderbringen, ihn in Handykosten oder in eine tiefe Krise stürzen, falls er Euch wegen Sprachbarrieren nicht helfen kann. Ist uns alles passiert! Einmal wurden wir von einer Frau mit dem Fahrrad durch halb Danzig bis zum Blechtrommel-Denkmal im "Günter-Grass-Viertel" eskortiert. Verständigen konnten wir uns gar nicht. Aber sie hatte ihre Freundin angerufen, die Englisch und Deutsch konnte, und uns ihr Handy gegeben. Wir erzählten der multilingualen Freundin, wo wir hinwollten, und sie übersetzte es für unsere freundliche Spontan-Stadtführerin. Bis heute weiß ich nicht, was die an dem Tag eigentlich vorhatte. Am Denkmal angekommen, bekamen wir dann noch tolle Insider-Tipps für weitere Ausflüge von völlig fremden Menschen.

Nett und allwissend: Insider-Stadtführer Andreas Kasperski posiert routiniert (Foto: © Maike Grunwald)

Für Insider-Tipps gibt es in Danzig eine Geheimwaffe: Andreas "Anderl" Kasperski, ein Bayer gefangen im Körper eines Preußen, geboren in Danzig im selben Krankenhaus wie Günter Grass, aber später, zu polnischen Zeiten, allerdings mit deutschen Wurzeln und Paß, wobei seine Vatersprache Polnisch ist. Klingt kompliziert? Fragt ihn, bucht ihn für die wohl beste Insider-Stadtführung, die man hier bekommen kann, wahlweise auf polnisch, englisch, deutsch oder bayerisch (www.3citytour.com). Ach ja, witzig ist er auch noch. 

Am Eingang des Spiezeugmuseums: Gdansk hat tolle Museen & Kultur (Foto: © Maike Grunwald)

6. Die schöne Innenstadt mit Kneipen, Cafés und Shops

Es hat schon Gründe, warum die Danziger Innenstadt für ihre Schönheit berühmt ist. Besonders die malerischen Rechtstadt -  der Name kommt von  "richtige Stadt", als Abgrenzung zur damals weniger reichen Altstadt - mit ihren prächtigen Kaufmannshäusern, dem Neptunbrunnen und der riesigen Marienkirche, der größten Backsteinkirche Europas (oder der Welt, sagen manche). Wer die 400 Stufen zum 82 Meter hohen Kirchturm hochsteigt, wird mit einem atemberaubenden Blick belohnt - und sieht mit eigenen Augen, das die prächtigen Fassaden der Bürgerhäuser ringsum nur Kulissen sind: Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Stadt zerstört, die Fassaden wurden rekonstruiert. In den Seitengassen wurde dabei auch frei variiert, was manche Kunsthistoriker schauderhaft finden. Uns hat es nicht gestört. 

Panoramabild: Danziger Innenstadt, von der Mottlau aus gesehen (Foto: © Pjama / Wikimedia Commons)

"Der Anspruch war ja nur, eine passende Umgebung für die nach dem Krieg noch erhaltenen Baudenkmäler zu schaffen, wie zum Beispiel die Marienkirche", erklärte uns Anderl. Dann schleppte er uns zu den schönsten Cafés und besten Kneipen der Stadt - und davon gibt es reichlich! Spätabends dann bei einem Glas Bier (Piwo Zywe aus der Region oder eins von den Danziger Brauereien "Browar Piwna" und "Browarnia") den Blick auf die romantisch angeleuchteten Baudenkmäler genießen - hach.

 Strand-Stilleben (Foto: © Maike Grunwald)

Tipps & Infos zum Urlaub in Danzig


An- und Abreise mit der Bahn
Von Berlin gibt es Direktverbindungen mit der Deutschen Bahn nach Danzig, Dauer: sechs Stunden durch zauberhafte Landschaft. Preis: unschlagbar günstige ca. 100 Euro hin und zurück (mit Bahncard und Sparpreisen noch weniger). www.bahn.de


Übernachten, Essen, Shoppen: Anderls Tipps für die Innenstadt!

Hotel Wolne Miasto***
: Kein Kettenhotel, seit Jahren toll und günstiger als andere im Zentrum. www.hotelwm.pl

Hotel Artus***
: Sehr zentral direkt neben der Marienkirche, www.artushotel.com.pl. Im Café Mon Balzac im Erdgeschoss kann man gut frühstücken und das Straßenleben beobachten
 

Anderls Favorit: das Hostel Zappio an der Johanniskirche, wo man toll Pierogen und Fisch essen kann. Sehr gemütlich mit ausgebautem Keller und Café im Hof. Auch gut zum Übernachten: Nicht von dem Wort "Hostel" beirren lassen, es gibt auch Doppel- und Familienzimmer, www.zappio.pl
 

Köstliche Kuchen: das Café "Drukarnia" (= "Druckerei") liegt in der malerischen Frauengasse in der Innenstadt. Von der leicht erhöhten Terrase hat man einen schönen Blick bei sündhaft leckerem Kuchen und Kafeespezialitäten, genaue Adresse und Infos auf der Facebook-Seite Drukarnia

Als Shopping-Tipp: Place of Art, die neue Boutique in der Innenstadt. Tolle Designerstücke zu polnischen Preisen (40 bis 100 Euro), www.placeofart.pl


Andreas "Anderl" Kasperski bietet 2 x täglich individuell zugeschnittene Führungen mit dem Auto durch die Dreistadt Danzig-Sopot- Gdynia an. Dauer: 4 Stunden, Preis: umgerechnet ca. 25 Euro pro Person - unbedingt empfehlenswert! Kontakt: www.3citytour.com, Reservierung per SMS: +48 663 303 002

Mehr Infos

Tourist-Info in Danzig
Brama Wyżynna, Wały Jagiellońskie 2a
80-887 Gdańsk
Tel: (+48) 58 732 70 4 

Mail: info@pomorskie.travel
http://pomorskie.travel/de

Weitere Infos, auch zu Polen allgemein: www.polen.travel/de

Die Reise nach Danzig wurde unterstützt vom Polnischen Fremdenverkehrsamt und der Deutschen Bahn AG