Radeln von Portixol nach Palma (Foto: © Maike Grunwald) |
Miro-Museum mit Salat und Blick auf „La Seu“
Knackig sieht er aus, der Kopfsalat, der in einem Blumenkübel auf dem Dachgarten des „Es Baluard“-Museums gedeiht. Man möchte ihn an Ort und Stelle ernten und essen, mit Blick auf die prächtige Kathedrale „La Seu“, Wahrzeichen von Palma de Mallorca.
Auch innen schön - und im Winter nicht überfüllt: Palmas Kathedrale (Foto: © Maike Grunwald) |
Das Wetter stimmt für so ein Picknick und erwischt würden Mundräuber jetzt kaum: Kein Mensch ist zu sehen auf den weiten Terrassen des neuen Museums für moderne und zeitgenössische Kunst, erbaut in einer Eckbastion der Renaissance-Stadtmauer in der Altstadt. Es ist Winter, auch wenn es sich nicht so anfühlt in der milden Sonne mit dem satten Grün der Palmen und den bunten Blüten, die überall an den Gemäuern sprießen. Nur eine Möwe beäugt den einsamen Zweibeiner auf der Bastion.
Januar-Salat auf dem Dachgarten des Museums für moderne Kunst (Foto: © Maike Grunwald) |
Kunterbunte Kunst von Picasso und Miro
Die Ausblicke über die Altstadt, das Castell de Bellver und das Meer sind phänomenal. Fast widerwillig verlasse ich die windgeschützten sonnigen Terrassen des alten Bollwerks, um ins Innere zu treten und das zu sehen, weshalb ich eigentlich gekommen bin: Bunte Kunstwerke von Picasso und natürlich von Miró, der die letzten Jahrzehnte seines Lebens auf der Baleraren-Insel gelebt und gearbeitet hat. Die beiden gehören zu meinen Lieblingskünstlern.
Picasso. Ansonsten gibt es keinen Stierkampf mehr in Palma (Foto: © Maike Grunwald) |
Skulptur "El abanderado" von Joan Miro (Foto: © Maike Grunwald) |
Bummel durch Santa Catalina
Der Januar ist aber nicht nur deshalb attraktiv für einen Städtetrip nach Palma. Mallorcas Hauptstadt, für viele im Sommer Synonym für Ballermann, Besäufnisse und Beachpartys, hat jetzt extrem die Ruhe weg. Die Massen sind fort, die Stimmung ist gelassen.
Das macht sich überall bemerkbar, so auch beim Bummel durch Palmas Szeneviertel Santa Catalina mit seinen malerischen Windmühlen, charmanten Cafés, kleinen Shops und bezaubernden spanischen Wohnhäusern. In dem besonderen Licht der mediterranen Wintersonne leuchten violette Blüten, Palmen und die goldenen Früchte der Orangenbäume.
Eine der Windmühlen von Santa Catalina (Foto: © Maike Grunwald) |
Selbst gestampfte Guacamole, seltsame Porträts
Entspannt sind auch die Kellner im „Patrón Lunares“. Das originell aufgemachte Fischrestaurant in Santa Catalina ist bei Touristen wie Einheimischen beliebt, an diesem sonnigen Mittag im Januar aber halb leer.
Bekannt ist es für seine Spezialitäten wie die ultrafrische Guacamole, die Gäste am Tisch selbst zusammenstampfen, aber ebenso für sein Interieur: Seekarten, Fischernetze und andere mediterrane Gaben mallorquinischer Fischer passen zur Lage in einer ehemaligen Fischhalle. Blickfang ist die Ahnengalerie der Besitzer, jeder porträtiert mit charakteristischen, oft skurrilien Requisiten. Drinnen sitzen ist hier zu jeder Jahreszeit die beste Wahl.
Im Restaurant "Patrón Lunares" (Foto: © Maike Grunwald) |
Radeln, Meer- und Katzen-Blicke
Trotz der leichten Küstenbrise ist es tagsüber so mild, dass ich beim Radeln entlang der Promenade fast die Jacke ausziehen will. Schön ist eine Tour mit dem Leihrad von der Kathedrale Richtung Osten, vorbei am Parc de la Mar, entlang der Küste bis nach Portixol. Das einstige Fischerdorf ist inzwischen ein beliebtes Viertel der Palmenser. Restaurants, Cafés und Bars bieten Ausblicke aufs Meer und die„Llaüts“, tradititionelle Fischerboote.
Blick über den Hafen auf Palmas Kathedrale (Foto: © Maike Grunwald) |
Weiter entlang der Promenade ist der Hafen von El Molinar schnell erreicht. Der Radweg ist gut ausgebaut, jedoch stellenweise schmal – umso angenehmer, dass jetzt im Winter kaum Gegenverkehr herrscht und niemand überholen will. Die kleinen Strände unterwegs sind fast verlassen, bis auf eine Handvoll Katzen, die freundliche Seelen hier füttern.
Kleine scheue Strandkatze (Foto: © Maike Grunwald) |
"Fiestas de San Sebastian": Feuer-Tanz der Teufel
Mehr Winter-Flüge als vor einigen Jahren, mehr ganzjährig geöffnete Hotels – ansonsten macht es sich kaum bemerkbar, dass Palma auch außerhalb der Badesaison stetig beliebter geworden ist. Auch die Altstadt ist beschaulich – bis das große Festival "Fiestas de San Sebastian" beginnt. Dann ist hier der Teufel los, mehr noch: eine Horde Teufel! Trommelnd, johlend und mit brennenden Feuerwerksfontänen herumfuchtelnd tanzen als Dämonen maskierte, gehörnte Gestalten durch die nächtlichen Straßen.
„Zieht euch alte Kleidung an, nichts aus Polyester, und schützt den Kopf!“, raten Einheimische. Tatsächlich sprühen Funken beim „Correfoc“, dem Feuertanz der „Dimonis“, das auf ein heidnisches Ritual zur Vertreibung böser Geister zurückgehen soll. Es riecht nach Schwarzpulver und versengten Frisuren, wenn die Teufelsbrut auf der Plaza del Rey Juan Carlos I ihre Feuer-Orgie zur endgültigen Ekstase treibt.
"Dimonis" in Palma (Foto: © Maike Grunwald) |
Riesige Figuren und ein Funken-Krokodil
Die Pyromanen-Party der Dämonen ist nur ein Highlights des etwa zehntägigen Festivals, das jedes Jahr rund um die Namenstage der beiden lokalen Schutzheiligen Sant Antonio am 17. Januar und Sant Sebastian am 20. Januar stattfindet.
Im Feuertanz der Teufel (Foto: © Maike Grunwald) |
Die Krönung ist das „Foguero“, das Entzünden des Feuerstoßes auf der Plaza Mayor durch ein überdimensionales Krokodil, das Feuerwerk speit. Zuvor ist ein Festzug mit riesigen Folklore-Figuren durch die prächtig beleuchteten Straßen gezogen. Auf dem Festplatz wiegen sie sich im „Baile de gigantes“, dem „Tanz der Riesen“.
Tanz der Giganten (Foto: © Maike Grunwald) |
Januar-Grillfest in den Straßen von Palma
Am 19. Januar, dem Vorabend des Feiertags von Sant Sebastian, verwandelt sich Palma in ein einziges Grillfest: Auf dem Plaza de la Lonja und ringsum stellt die Stadt Holzkohlegrills auf und jeder röstet dort sein mitgebrachtes Fleisch.
2016 soll es erstmals auch seperate Grills für Vegetarier geben: „Ein Schritt zur Verteidigung der Tiere, damit wirklich jeder sich mit dem Stadtfest identifizieren kann“, zitiert das „Mallorca Magazin“ den Stadtrat Aligi Molina mit dem Hinweis, dass sich Palma kürzlich nicht nur für „stierkampffrei“, sondern auch für „tierfreundlich“ erklärt hat. Die alljährliche Konzertnacht mit Live-Bühnen auf mehreren Plätzen dauert dann bis in die frühen Morgenstunden.
Hurra, Grillfest im Januar! (Foto: © Maike Grunwald) |
Wandern bei bestem Licht
Beim nächtlichen Grillfest ist warme Kleidung ratsam, dennoch ist das Klima im Vergleich zum deutschen Winter angenehm. „Die ersten zwei bis drei Januarwochen nennen wir hier den 'kleinen Sommer': es ist sonnig und die Temperaturen steigen nicht selten über 20 Grad“, sagt Astrid Prinzessin zu Stolberg. Die gebürtige Hessin lebt seit über 20 Jahren auf Mallorca, wo sie auch individuell geführte Wandertouren anbietet.
Der Winter sei ideal zum Wandern und zum Fotografieren, sagt die Expertin, da die Insel grün und die Luft sehr klar ist. „Da lohnt sich zum Beispiel eine Wanderung zum Castell d'Alaro“, empfiehlt sie. Nach Alaro gelangt man von Palma auch mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Der Aufstieg zum Castell ist gut ausgeschildert und oben erwartet uns bei Kaffee und Kuchen ein atemberaubender Blick über die Bucht von Palma.“
Fast allein auf dem Castell de Bellver
Spektakulär ist die Sicht auch vom Castell de Bellver oberhalb der Stadt, das man ganzjährig zum Beispiel mit den roten „CitySightseeing“-Bussen erreichen kann.
Der große Parkplatz vor dem berühmten Bauwerk ist verwaist: Januar-Urlauber haben die einzigartige runde Festung mit integriertem Museum fast für sich allein – vor allem bei Regenwetter, was ab Ende Januar durchaus vorkommen kann. Aber sogar dann ist der Blick grandios. Hinunter spazieren wir zu Fuß – durch die grüne Landschaft der winterlichen Insel.
Auf dem Castell de Bellver (Foto: © Maike Grunwald) |
Mandelblüte und "Magische Acht"
Ab Mitte Januar beginnt auch die Zeit der Mandelblüte. Etwa sieben Millionen Süß- und Bittermandelbäume öffnen ihre weißen oder rosafarbenen, zart duftenden Blüten, besipielsweise zwischen Palma und Andratx, Port d'Andratx und S’Arracó oder nördlich der Hauptstadt auf der Strecke nach Soller. Eine Fahrt mit dem Mietwagen oder der historischen Eisenbahn von Palma nach Soller ist dann ein blühendes Erlebnis.
Freunde sakraler Spektakel freuen sich auf ein weiteres Winter-Wunder: Am 2. Februar erstrahlt in Palmas Kathedrale durch einen bestimmten Lichteinfall und Spiegelungen der Rosettenfenster die „Magische Acht“, das Zeichen für Unendlichkeit. Sie erscheint nur zwei Mal im Jahr: Die nächste Gelegenheit ist dann erst wieder am 11. November.
Einer von Palmas vielen schönen Innenhöfen (Foto: © Maike Grunwald) |
Infos & Adressen
Unterkunft in Palma
Hotel HM Jaime III, modernes Hotel im Zentrum von Palama (DZ ab 100 Euro), www.hmjaimeiii.com
Hotel Palacio Casa Galesa, 5-Sterne-Boutiquehotel in einem alten Palazzo in der Altstadt (DZ ab 150 Euro), www.palaciocasagalesa.com
Museen in Palma
„Es Baluard“, neues Museum für moderne Kunst auf Palmas Stadtmauer, www.esbaluard.org
„Fundació Pilar i Joan Miró“, Ausstellung im Atelier des Künstlers in Cala Major, http://miro.palmademallorca.es
Restaurants in Palma
„Aromata“, preisgekröntes Michelin-Stern-Restaurant in elegantem Ambiente im Kulturzentrum Sa Nostra, www.aromatarestaurant.com
„El Tapas de Flanigán“, hervorragendes Tapas-Lokal am Paseo Mallorca, www.eltapasdeflanigan.com
„Patrón Lunares“, charmantes Fischrestaurant im Szeneviertel Santa Catalina, www.patronlunares.com
Ausflüge
Wandern: Astrid Prinzessin zu Stolberg bietet individuell zugeschnittene, geführte Touren an, www.prinzessin-stolberg.com
Historische Eisenbahn von Palma nach Soller: besonders schön zur Zeit der Mandelblüte (Achtung: wegen Renovierung erst ab 1. Februar 2016 wieder in Betrieb), www.trendesoller.com
Mehr Infos: www.palmavirtual.es
Dieser Artikel erschien in ähnlicher Form erstmals in der "Welt am Sonntag".
Die Teilnahme an der Reise wurde unterstützt von der Städtischen Tourismusstiftung von Palma de Mallorca. Dieser Artikel ist unabhängig davon Ausdruck meiner eigenen Meinung.
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