"Deern" heißt "Mädchen", der Titel bleibt aber flexibel Damen jeden Alters erhalten, sofern sie in Hamburg geboren sind (Foto © Maike Grunwald) |
(Hamburg, Städtereise, Maike Grunwald) Als original Hamburger Deern freue ich mich immer, wenn ich Landratten meine Stadt zeigen kann: Meine Ausrede, um wieder mal den Alsterschwänen zu huldigen, den Menschenfressertomaten in Planten un Blomen "moin!" zu sagen und am Hafen den Matrosen hinterherzupfeifen. Hier sind 9 Hamburg-Highlights, die ich immer wieder selbst genieße.
1. Planten un Blomen
Einer meiner Lieblingsorte zu jeder Jahreszeit ist Planten un Blomen (Plattdeutsch für „Pflanzen und Blumen“), Hamburgs historischer Park und Botanischer Garten am prachtvollen Dammtorbahnhof, bei dessen Eröffnung 1903 Kaiser Wilhelm II. dabei war.
Beete im Hamburger Park Planten un Blomen, im Hintergrund der Dammtorbahnhof (Foto © Maike Grunwald) |
Vor Schietwetter (Regen) flüchten wir ins Tropenhaus zu den Baumfarnen aus Dino-Zeiten, tropischen Blüten, Bananen-, Tee- und Kaffeepflanzen. Hier habe ich als Kind die „Menschenfressertomate“ kennen und fürchten gelernt. Die heißt so, weil sie angeblich einst den Fidschi-Kannibalen als verdauungsfördende Beilage gedient haben soll. Der Eintritt ist frei. Ein Klassiker für Romantiker sind die abendlichen Wasser- und Lichtspiele am See. Die Wasserlichtorgel von 1973 wurde 2019 technisch auf den neuesten Stand gebracht.
Pflanzen-Nahaufnahmen machen Spaß im Tropenhaus von Planten und Blomen (Foto © Maike Grunwald) |
Auch interessant: So schön blüht der Botanische Garten in Berlin im Frühling
2. Durch die Colonaden bummeln
Weiter geht es durch die Colonaden. Die Einkaufsstraße mit ihren prächtigen Gründerzeithäusern und den
italienisch anmutenden Arkaden, in deren Schutz wir auch bei
„Schietwetter“ (Regen) trocken bleiben, wurde um 1880 von Kaufleuten als
Verbindung zum Jungfernstieg angelegt. Heute ist sie eine Fußgängerzone
mit Straßencafés, Restaurants und edlen Fachgeschäften, die sogar
Shopping-Muffel wie mich zum Schaufenstergucken animieren.
In den Arkaden der Colonaden werden wir auch bei Schietwetter nicht nass (Foto © Maike Grunwald) |
Beim Auktionshaus und Juwelier Edmund Arnold bewundern wir antike Silber-Teekannen und Art-Deco-Schmuck. Vor Pfeifen Tesch, seit 1880 Hamburgs feinstes Tabakwarenfachgeschäft, bleiben auch Nichtraucher stehen, gefesselt vom altehrwürdigen Flair und der riesigen Auswahl an Zigarren aus fernen Ländern und Pfeifen, die auch mal einen vierstelligen Betrag kosten können. Rum- und Whiskey-Sorten ergänzen die lasterhaft-gepflegte Auslage. Antiquitätenhändler, Boutiquen und Geschäfte für maßgeschneiderte Kleider oder Schuhe säumen die Straße.
3. Am Jungfernstieg Eis oder Kuchen essen
Die Colonaden führen direkt zum Jungfernstieg. Bei Kaffee und Kuchen im legendären Alsterpavillon oder bei einem Eis vom Wannecke-Kiosk auf einer der vielen Bänke genießen wir den Blick auf die Binnenalster mit ihrer Fontäne, den Möwen, Schwänen und Alsterdampfern.
Blick über die Binnenalster auf den Jungfernstieg (Foto © Maike Grunwald) |
4. Mit dem Alsterdampfer fahren
Eine Fahrt mit dem Alsterdampfer erinnert mich immer an meine Kindheit. Vom Jungfernstieg schippern wir zum Zuhause von Udo Lindenberg: Das „Hotel Atlantic“, wo er seit 1995 wohnt, liegt an der großen Außenalster, auf der die Segelschiffe durch die Sturzwinde der Häuserschluchten sausen und an der ich gerne spazieren gehe. Besonders romantisch ist eine Rundfahrt mit dem historischen Dampfer „St. Georg“ von 1876, Teil der weltweit ältesten Dampfschiff-Flotte.
Immer wieder schön: Mit dem Alsterdampfer zur Residenz von Udo Lindenberg schippern (Foto © Maike Grunwald) |
5. An den Alsterarkaden den Schwänen huldigen
Dann bummeln wir zu den historischen Alsterarkaden am Alsterfleet, die nach dem Großen Brand von 1842 gebaut wurden. Shopping-Fans können sich hier ringsum austoben: Dicht beieinander liegen die Edel-Läden und Einkaufspassagen der Große Bleichen, die Europa Passage, Mönckeberg- und Spitaler Straße, das Hanse-Viertel und das berühmte Alsterhaus.
Blick von den Alsterarkaden aufs Rathaus (Foto © Maike Grunwald) |
Statt in Shopping-Tempel zu pilgern, huldige ich lieber den Alsterschwänen, die in Hamburg seit Jahrhunderten VIP-Status genießen. "Solange Schwäne auf der Alster sind, bleibt Hamburg eine freie und blühende Hansestadt", heißt es über die stolzen Vögel, die früher exklusives Statussymbol adliger Herrscher waren.
1664 stellte sie der Senat der Freien und Hansestadt Hamburg unter besonderen Schutz: Es ist bei Strafe verboten, Hamburger Schwäne zu beleidigen, zu verletzen oder zu töten. Seit mehr als 400 Jahren werden sie auf öffentliche Kosten betreut und gefüttert. Das Amt des Schwanenvaters, der die Tiere auch jedes Jahr ins Winterquartier bringt, gibt es seit 1674. Es ist die älteste Behördenplanstelle der Stadt.
Denn sie wissen, dass sie VIPs sind: Alsterschwäne posieren vor den Alsterarkaden und erwarten Futter (Foto © Maike Grunwald) |
6. Ins Rathaus reingucken
Von den Alterarkaden haben wir einen Blick auf das prächtige Hamburger Rathaus. Das Gebäude von 1897 zeigt den damaligen Reichtum der Hansestadt. Innen beeindruckt es mit Gemälden, Glasfenstern, Säulen, Reliefs und schweinsledernen Tapeten von Georg Hulbe. Eine Besichtigung ist nur mit Führung möglich (40 Minuten, 4 Euro) und nur an jenen Tagen, an denen der Senat oder die Bürgerschaft die Räume nicht nutzen (Info-Telefon: 040/42831-2470). Ständig und auch ohne Führung zugänglich ist der Innenhof mit seinen prunkvollen Renaissance-Fassaden und dem riesigen Hygieia-Brunnen.
Im Innenhof des Hamburger Rathauses (Foto © Maike Grunwald) |
7. Schätze der Hamburger Kunsthalle bewundern
Die Hamburger Kunsthalle ist nicht ohne Grund weltberühmt. Immer wieder lohnt sich ein Besuch: Sie versammelt Werke von Weltrang aus
sieben Jahrhunderten, sakrale Malerei der Alten Meister wie Meister
Francke, Rubens und Rembrandt, bekannte Werke von Caspar David Friedrich, Max
Liebermann, Monet, Manet und Rodin, von Lovis Corinth, Max Ernst, Paul
Klee, Pablo Picasso, bis hin zum neuen Lichtkunstwerk "I don’t believe in
dinosaurs." von Moritz Frei auf dem Dach der Galerie der Gegenwart.
Eins meiner Lieblingsbilder: "Wanderer über dem Nebelmeer" von Caspar David Friedrich (Foto © Maike Grunwald) |
8. Am Hamburger Hafen rumtrödeln und die "Elphie" besuchen
Für den Hamburger Hafen nehme ich mir immer mindestens einen Extra-Tag
Zeit. Zu schön ist es, ohne auf die Uhr zu sehen, an den Landungsbrücken
herumzuschlendern, an Bord des Museums-Frachtseglers Rickmer Rickmers
zu gehen, sich in der historischen Speicherstadt (Unesco-Erbe) ein
wenig zu verlaufen, das Gewürzmuseum zu besuchen, sich in Harrys
Hafenbasar über die Kuriositäten zu wundern und in irgendeinem
Teppich-Lager einen Tee zu trinken. Eine Hafenrundfahrt per Schiff muss
sein, schließlich bin ich jetzt Touristin! Ein Highlight ist alljährlich der Hafengeburtstag im Mai mit Großsegler-Paraden, Museumsschiffen, Schlepperbalett und schmucken Matrosen aus aller Welt.
Seemänner in der Takelage eines Seglers im Hamburger Hafen (Foto © Maike Grunwald) |
Grandiose Rundum-Panorama-Blicke über Stadt und Hafen bietet die Plaza,
die öffentliche Aussichtsplattform der neuen Elbphilharmonie. Unsere „Elphie“ – was haben wir gespottet über das endlos teure Protzprojekt, das 2017 endlich eröffnet wurde! Nun lieben wir sie.
Ist sie nicht schön? Unsere Elphie, gesehen von Bord der Fähre aus (Foto © Maike Grunwald) |
Schon die Hinfahrt ist wundervoll, mit der Fähre (Linie 72) von den Landungsbrücken mit Kurs auf das funkelnde, 110 Meter hohe Konzerthaus. Der Besuch der Plaza kostet nichts, nur damit es nicht zu voll wird, muss man sich vorab ein Ticket holen.
Möwenperspektive: Blick von der "Elphie"-Aussichtsplattform auf den Hafen (Foto © Maike Grunwald) |
9. Mit dem Schiff nach Oevelgönne
Eine meiner Lieblingstouren ist die Fahrt mit der Fähre Nr. 62 von den Landungbrücken Richtung Finkenwerder - das geht ganz normal mit der HVV-Tageskarte, die in Hamburg nicht nur für Bus, U- und S-Bahn gilt, sondern auch für die Hafenfähren. Oben an Deck lassen wir uns so richtig durchpusten, bis wir am Museumshafen Oevelgönne aussteigen, wo die alten Segler und der historische Dampfeisbrecher Stettin liegen.
Auch interessant: Schiffe schauen in Stettin
Die Stettin, ein historischer Dampf-Eisbrecher (Foto © Maike Grunwald) |
Am Elbstrand wandern wir Richtung "Alter Schwede", das ist ein großer Felsen, der in der Eiszeit aus Småland hergetragen und 1999 aus der Elbe gefischt wurde. Dabei kommen wir an der berühmten "Strandperle" vorbei. Meistens ist uns die aber zu voll, wir laufen weiter "Zur Elbkate", die ein Stück hinter dem "Alten Schweden" liegt. Dort essen wir hausgebackenen Kuchen oder selbstgemachte Suppe und genießen den Blick auf die vorbeiziehenden Kutter, Containerriesen und Kreuzfahrtschiffe. Zurück gehen wir oben rum an den malerischen Lotsen- und Kapitänshäusern entlang.
Wenn dann am Elbtrand die Sonne
untergeht, die Schiffe und Kräne im Hafen leuchten und die Möwen schreien, freue ich mich immer wieder, eine echte "Hamburger Deern" zu sein.
Ihr seid als Familie unterwegs? Britta vom Familien-Reiseblog "Looping" hatte trotz Schietwetter Spaß bei ihrem Hamburg-Trip mit Kind. Wie, erfahrt Ihr hier.
Warum Hamburg ein ideales Ziel für Zugreisen ist: Hier geht es zu meinem Artikel, den ich für das neue Reisemagazin "Der Passagier" geschrieben habe.
Auch interessant: 11 tolle Tipps für einen Urlaub auf Rügen
Dies ist der persönliche Reiseblog der Journalistin Maike Grunwald. Alle Texte und Fotos (wenn nicht anders angegeben) © Maike Grunwald. Abdruck und Online-Nutzung von Texten und Fotos nur nach Anfrage und gegen Honorar. Kontakt: www.maikegrunwald.com
Dieser Beitrag
ist die überarbeitete, aktualisierte und erweiterte Neufassung eines
Hamburg-Artikels, der erstmals 2015 auf meinem Reisetageblog erschien.